Sie fragen - wir antworten
Was machen Sie da?
Ist das nicht kalt im Winter?
Womit bestreiten Sie Ihren Lebensunterhalt?
Wie kann man sich Ihre Gemeinschaft vorstellen?
Ist bestimmt toll im Sommer...?
Sah es hier schon immer so aus?
Die unglaublichste Frage, die ich immer gestellt bekomme: Wo waschen
Sie sich denn?
Was machen Sie da?
Wir leben hier ganzjährig. Wir sind 21 junge und junggebliebene Menschen mit Katzen, Hunden und Kaninchen, die viel Liebe,
Zeit und Geld in ihre Bauwagen, LKW und Busse investieren, um ein Leben fern von anonymen Mietshäusern zu führen.
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Ist das nicht kalt im Winter?
So wie manche Wohnungen gut isoliert und andere wiederum zugiger sind, so unterscheiden sich auch die Wagen. Für das Heizen
bin ich selbstverantwortlich. In meiner letzten Wohnung - denn wir haben alle vorher in Wohnungen und Häusern gelebt - war
ich der Willkür einer leider meist kaputten Zentralheizung ausgesetzt. OK, wenn mein Ofen im tiefen Winter über Nacht ausgeht,
wird es verdammt kalt. Der Gang zur Toilette kann auch sehr unangenehm werden und manchmal pfeift es dort "arschkalt" um den Hintern rum.
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Womit bestreiten Sie Ihren Lebensunterhalt?
Wir sind ein umgefallenes Mietshaus, der stinknormale Durchschnitt der Gesellschaft: Angestellte, Arbeitslose, Selbständige,
Schüler und Studenten.
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Wie kann man sich Ihre Gemeinschaft vorstellen?
Die Antwort für hessische Touristen: Wir sind eine emanzipierte Großfamilie auf freiwilliger Basis. Bei uns bringt jeder mal
das Leergut weg, ohne Plan und Maulen.
Die Antwort für Charlottenburger: 1996 gründeten wir den Verein Kulturbanausen
e.V.. Ziel und Zweck ist die Vertretung der Interessen des Wagendorfs Lohmühle
als solche, sowie die Verbreitung und Aufarbeitung von Kultur, Kunst, Ökologie
und Sozialem mit Fokus auf den Alt-Treptower Kiez. Jeden Montag treffen wir uns
im Plenum zur Lagebesprechung. Im Alltag pflegen wir eine freundliche Nachbarschaft:
Wir borgen uns beim Nebenbewohner Milch, unternehmen lustige Sachen zusammen,
organisieren Holz für unsere Öfen und all so 'n Kram.
Die Antwort für Alternative und Politiker weltweit (auch Hessen und Charlottenburg): Als charakteristisches Alternativwohnprojekt
haben auch wir die Wiederentdeckung des Gemeinsinns im Visier. Im Gegenzug zu der wachsenden Anonymisierung innerhalb städtischer
Nachbarschaften erscheint uns eine Urbanisierung in dörflicher Struktur sozial sinnvoller. Neben dem sozialen Aspekt im Menschlichen
versuchen wir auch mit der restlichen natürlichen Umwelt sozial umzugehen. Die Nutzung von Windrad und Solarenergie, ein geringer
Wasserverbrauch (wir haben kein fließendes Wasser), biologische Kläranlagen, unsere Regenwurmrennbahn, dem weitgehenden Verzicht auf
Braunkohle usw., sind der Versuch, partiell positiv Einfluss auf das ökologische Gleichgewicht zu nehmen. Kulturell sehen wir uns als
Forum für Künstler, Wissenschaftler und solche, die es werden wollen oder wir machen einfach nette flauschige Cafés und Kinos zu sozialen
Preisen. Wir betrachten uns als öffentliches Projekt und heißen Gäste herzlich willkommen.
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Ist bestimmt toll im Sommer...?
Meine Meinung dazu ist: Ich bevorzuge die Übergangsjahreszeiten. Wenn die nächsten Sommer so krank heiß werden, wie der letzte, werde ich
in meinem Wagen dahinschmelzen wie ein zerlaufener Emmentaler - Dank Dachpappe und zu wenig Schatten.
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Sah es hier schon immer so aus?
Früher verlief hier der Mauerstreifen als kahle Wüste. Die Begrünung kommt von uns. Teilweise haben wir unansehnliche Jungbäume aus
den Beständen der Überflussgesellschaft vor dem Schredder bewahrt. Ansonsten hinterlassen wir fast ebenso viele Geldscheine in Gartencentern
wie in Baumärkten.
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Wo waschen Sie sich denn?
In meinem Badezimmer natürlich. Ich wohne auf 22qm in meinem Wagen. Ich habe eine Schlaf-, Wohn-, Arbeitsecke und eine Küche mit Spüle.
Da stelle ich mich dran, schnappe mir einen Waschlappen und rubbele Dreck ab. Wenn das nicht hilft, spring ich im Sommer unter unsere
Gieskannendusche oder bade bei Freunden.
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