Seit der Auslaufen des temporären Vertrags mit der pädagogischen Hochschule Ende März ist die Wagengruppe „Sand im Getriebe“ ohne Platz. Seitdem stehen sie am Straßenrand und müssen ständig ihren Ort wechseln. Dies geschieht auf Anordnung der Stadt Freiburg, die zu keinerlei Gesprächen mit der Wagengruppe bereit ist.
Pressemitteilung von Sand im Getriebe vom 9.4.2014 :
„Seit wir den Parkstreifen in der Hartmannstraße verlassen haben, hatten wir keinen ruhigen Abend mehr. Nach einer Woche Dauerobservation in der Hartmannstraße durch die Polizei haben uns die Ordnungsbehörden nun anscheinend für vogelfrei erklärt. Seit dem 8.04., nach der Befahrung des Platzes an der Ensisheimerstraße versucht das Amt für öffentliche Ordnung unsere Zuhause zu beschlagnahmen. Um dies zu ermöglichen, hat Frau Sester (Amt f. O.; Abt. Polizei- und Gewerbebehörde) einen Freibrief für die Polizei verfasst .
Nachdem wir gestern in der Wonnhalde einen regen Austausch mit den Anwohner_Innen und Spaziergänger_Innen hatten, störte diesen erneut die Polizei. Wir hatten uns schon aufs Kaffee trinken heute morgen mit euch gefreut; schade das es nicht klappt. Die Cops teilten uns mit, dass wir an diesen Platz ebenfalls nicht bleiben könnten und konnte eine Beschlagnahme unserer Wägen am nächsten Tag nicht ausschließen. Eine Begründung konnten sie uns nicht liefern.
Ein Besuch beim Leiter des Amt für öffentliche Ordnung, Walter Rubsamen, und Frau Sester zeigte uns den Eifer der „Wagenjäger_Innen“. Auf einmal sind offensichtliche Parkstreifen keine mehr, aber alle repressiven Maßnahmen (Räumung,Beschlagnahme, etc.) am nächsten Tag werden, laut Rubsamen, ausschließlich uns treffen werden.
Neue Straße neues Glück?
Nun stehen wir seit gestern Nacht in der Oberriederstraße. Auch hier stehen wir unter Beobachtung. So fahren regelmäßig Polizei und dann und wann auch mal der Staatsschutz vorbei und fotografieren und filmen alles schön brav.
Wir fordern die Stadtverwaltung dazu auf, endlich mit uns in einen Dialog zu treten! Denn wir sind da! Da mit ca. 20 Menschen, 85 Tonnen Blech und der Vorstellung eines gemeinschaftlichen solidarischen Lebens in Freiburg. Und das alles wird sich nicht in Luft auflösen.
Da braucht es mehr als eure Polizei, ein Amt für öffentliche Ordnung und eure Ignoranz.
Kann ein Laster Sünde sein?
Für die freie Wahl der Wohnform!
Wir bleiben!“
Heute (14.4.) wurden alle 15 Wagen der Wagengruppe Sand im Getriebe in der Oberrieder Straße beschlagnahmt und abgeschleppt. Dies geschah im Auftrag des Ordnungsamtes zur angeblichen vorbeugenden Gefahrenabwehr. Die Wagen können bis zu 6 Monaten beschlagnahmt bleiben. Dass Wägler in diesem Ausmaß verfolgt werden ist absolut unglaublich. Dass Autos, wenn sie entsprechend aussehen in Freiburg noch nicht einmal auf öffentlichen Parkplätzen stehen dürfen ist unglaublich und die Beschlagnahmung von Wohnraum zur Gefahrenabwehr nur noch mit Bösartigkeit oder extremer Angst zu erklären. Eine Verfolgung unsere Lebensform passiert vermutlich oft aus Neid auf unsere Freiheit und aus Angst vor den Möglichkeiten, die sich uns mit dieser Freiheit eröffnen. Wir leben im Wagen und wir tun das weder um andere zu ärgern noch weil wir kein Geld für eine Wohnung haben (die könnten wir uns auch von Staat bezahlen lassen), sondern weil wir so leben möchten. Wir leben gerne im Wagen, wir geniessen die dadurch entstehenden Vorzüge (in der Sonne frühstücken z.B.) und nehmen Nachteile (z.B. eingefrorenes Trinkwasser) dafür in Kauf. Wir schreiben anderen Menschen nicht vor wie sie leben sollen und genauso lassen wir uns nicht vorschreiben wie wir zu leben haben. Wir sind solidarisch mit der Wagengruppe Sand im Getriebe und fordern die Stadt Freiburg zur sofortigen Rückgabe aller beschlagnahmten Wagen und zu einer Kommunikation mit der Wagengruppe die von Respekt und Anerkennung dieser Lebensform gekennzeichnet ist auf.
siehe auch http://sandimgetriebe.noblogs.org/